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15.05.2023
Der Runde Tisch präsentiert Deniz Kurku
Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe im Industriemuseum

Es war eine Erstbegegnung des „Runden Tisches für Integration und Völkerverständigung Lohne“ mit dem Landesbeauftragten für Migration und Teilhabe Deniz Kurku. Der Delmenhorster SPD-Landtagsabgeordnete hatte zu Beginn der neuen Legislaturperiode diese ehrenamtliche und überparteiliche Aufgabe, die der Staatskanzlei zugeordnet ist,  übernommen. Der „Runde Tisch“ nahm Kontakt zu Kurku auf und lud ihn nach Lohne. Die Vorsitzende Ulla große Holthaus und Stellvertreterin Kerstin Sommer hatten dabei nicht nur im Sinn, ihren Verein Kurku vorzustellen, sondern auch den Mitstreitern im Bereich Integration, sei es Rat und Verwaltung, sei es Vereine, Institutionen und Schulen diesen Erstkontakt zu ermöglichen. Dieses Vorhaben gelang weitgehend, denn zu dem Wechselgespräch mit Kurku kamen 50 Interessierte in das Industriemuseum.

Bereits in ihren einführenden Worten machten Ursula gr. Holthaus und Bürgermeisterin Dr. Henrike Voet den Gast mit der Lohner Situation bekannt. Dass die Integration in Lohne vergleichsweise so gut funktioniere läge vor allem am großen Engagement vieler Ehrenamtlicher. Dennoch – und das wurde in den Gesprächen deutlich – gibt es noch viele Baustellen im sozialen Miteinander.

Kurku stellte deutlich heraus, dass in allen Bereichen ehrenamtliches Engagement erforderlich ist, um „das sehr weite Feld“ der Aufgaben gestalten zu können. Bei aller Unterstützung durch Bund und Land steht und fällt erfolgreiche Integration auf der kommunalen Ebene, wenn es gelingt, dass diejenigen, die neu ankommen, am Ende „in Lohne zu Hause sind“.

Er verwies auf die vergleichsweise gute Struktur und Organisation der Integrationspolitik in Niedersachsen mit beispielsweise ihren 200 Migrationsberatungsstellen. Als zentrales Instrument sah er die Sprachförderung an und war sichtlich froh, dass unlängst die Mittel für diesen Bereich um 10 Millionen Euro aufgestockt wurden.

Der Runde Tisch hatte für Lohne drei Themenfelder für die Diskussion erarbeitet. Dazu gehörte auch der Bereich Sprache. Dr. Maria Bokern stellte die Lohner Sorgen vor, ergänzt von Insa Born, der Verantwortlichen des Ludgeruswerkes für die Sprachkurse. Anhand von Beispielen wiesen sie auf die Problematik hin. Sorgen bereiten zudem die im Rahmen des EU-Freizügigkeitsgesetzes zugewanderten Europäer, in Lohne vor allem aus Bulgarien und Rumänien, die keinen Anspruch auf Sprachhilfe haben.

Die neue Leiterin des Jugendtreffs Bernadette Mönnich bemängelte die Wohnraumsituation in Lohne. Es gebe viel zu wenig Wohnraum und keinen sozialen Wohnraum. Dem widersprach Bürgermeisterin Dr. Voet und wies auf die von der Stadt gebauten Flüchtlingswohnungen hin und einer gemeinsamen Aktion mit der gemeinnützigen Gewobau, die gerade dabei ist, auf dem Voßberg bezahlbare Wohnungen zu schaffen.  Kurku griff diesen Faden auf und regte eine Zusammenarbeit mit der Landeswohnungsgesellschaft Niedersachsen an. - In diesem Zusammenhang wurden auch die mitunter menschenunwürdigen Wohnverhältnisse angesprochen, die – laut Kurku – leider kein spezifisches Lohner Problem sind. Um diese „total schreckliche“ Situation zu ändern verwies er auf das Wohnraumschutzgesetz, das den Kommunen rigorose Mittel zur Verbesserung an die Hand gibt: „Wenn sich Menschen an der Armut anderer bereichern, ist eine klare Grenze überschritten.“

Für Ankommende sei es eine wertschätzende Notwendigkeit, auch die Möglichkeit zu haben, am Arbeitsleben teilzuhaben. Paul Sandmann, langjähriger Jugendpfleger und CDU-Ratsherr, erläuterte anhand unterschiedlicher Einzelbeispiele die vielen bürokratischen Hürden, wenn es darum geht, Neuankömmlinge gemäß ihrer Fähigkeiten und Qualifikationen in die Arbeitswelt zu integrieren. Kurku berichtete von Bemühungen, Besserung zu schaffen und verwies u.a. auf das Chancenaufenthaltsgesetz und die Chancenkarte. Vor Ort ist intensive Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Arbeit und Organisationen wie der Kreishandwerkerschaft vonnöten.

Einzelfragen aus der Versammlung rundeten die zweistündige Veranstaltung ab. Kurku lobte anschließend die sachliche und sehr hochwertige Diskussion. Schon zu Beginn hatte der 40-jährige klargestellt, dass er nicht nach Lohne gekommen sei, um besserwisserisch die Integrationsarbeit zu beurteilen. Es sei ein beidseitiges Geben und Nehmen von Anregungen und Ideen. Er bot seine Unterstützung an und ermutigte, ihn zu kontaktieren: „Wenn Sie Fragen oder Anliegen haben, her damit!“

Im Bild:
Der Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe Deniz Kurku (Delmenhorst) wird von drei Lohner Frauen begrüßt (v.r.) Bürgermeisterin Dr. Henrike Voet, Ursula große Holthaus, Kerstin Sommer, Vorsitzende und stellvertretende Vorsitzende des gastgebenden Runden Tisches für Integration und Völkerverständigung.

Foto: Werner Steinke