Darum sind Migranten für die Region so wichtig
„Integration muss von beiden Seiten gewollt sein“, sagte Hatice Akyün in ihrem Impulsvortrag während des Integrationsforums im Innovationscampus in Lohne. An diesem Abend fungierte sie zudem als Moderatorin einer Podiumsdiskussion zum Thema Arbeitsmarktintegration. Bürgermeisterin Dr. Henrike Voet sagte über Hatice Akyün, die als 3-Jährige mit ihrer Familie nach Deutschland kam: „Sie prägen seit Jahren als Journalistin und Autorin die Integrationsdebatte in Deutschland.“
Hatice Akyün hielt einen sehr persönlichen Vortrag. Sie beleuchtete dabei das Thema Migration und Integration aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst schilderte sie jedoch ihren Lebensweg und den ihrer Familie aus Anatolien nach Duisburg, wo ihr Vater eine Arbeit als Bergmann fand. Sie seien damals freiwillig nach Deutschland gekommen. Heute kämen viele Menschen mit Fluchterfahrung, die sich also Umständen unterordnen mussten, die sie nicht verantwortet haben.
Sie sei in zwei Kulturen aufgewachsen. Man müsse Menschen, die ihren Weg gehen wollen, auch die Chance dazu geben. Die größte Hürde für Migranten sei die Bürokratie. Bei weiblichen Migranten komme noch die fehlende Kinderbetreuung hinzu. Darüber hinaus gehe es um die Anerkennung von Berufsabschlüssen sowie die mangelnde Mobilität durch einen fehlenden ÖPNV in ländlichen Regionen, wo Migranten meist untergebracht seien.
Sie selbst verdanke ihre Integration engagierten Menschen, wie den Müttern ihrer Schulfreundinnen, die ihr bei den Hausaufgaben geholfen haben. Dies war möglich, da ihr Vater sich bewusst dazu entschieden hatte, in eine Siedlung zu ziehen, in der keine andere Migranten wohnten. Fördern und Fordern seien zudem zwei wichtige Begriffe, um Integration zu ermöglichen. Hatice Akyün forderte den Abbau bürokratischer Hindernisse und wandte sich mit den Worten „Lernen Sie die deutsche Sprache“ an Menschen mit Migrationshintergrund. Die Beherrschung der Sprache bedeute, sich wehren zu können sowie seine Bedürfnisse und Wünsche mitteilen zu können.
Nach ihren Ausführungen bat Hatice Akyün Bürgermeisterin Dr. Henrike Voet, Kerstin Sommer (Vorsitzende Runder Tisch für Integration und Völkerverständigung), Ulrich Pelster (Vorstandsvorsitzender der Schwester Euthymia-Stiftung), Christine Grimme (Grimme Landmaschinenfabrik) und Florian Wegmann (Schomaker Reisen) zum Gespräch. In ihren Ausführungen gingen die Diskutanten auf wirtschaftliche und menschliche Aspekte des Themas ein.
Die drei Unternehmer unterstrichen dabei die Bedeutung ausländischer Mitarbeiter. Christine Grimme wies darauf hin, dass von den 1100 Mitarbeitern am Standort Damme 50 Prozent nicht als Deutsche geboren wurden. Florian Wegmann bestätigte die von Hatice Akyün genannten Zahlen, dass 1598 von 2122 täglichen Fahrten von OM-Bus ohne ausländische Mitarbeiter nicht stattfinden würden. Ulrich Pelster konstatierte: „Ohne Mitarbeiter aus dem Ausland bricht die Versorgung zusammen!“
In dem interessanten Podiumsgespräch wurde nicht nur die Bedeutung ausländischer Arbeitskräfte deutlich, sondern auch die Hindernisse und Probleme, die es in diesem Zusammenhang gebe. Christine Grimme nannte dabei Bürokratie und mangelnde Sprachkenntnisse. Den ersten Punkt betonte auch Florian Wegmann. Ulrich Pelster sagte, dass aus seiner Sicht die Schaffung von Wohnraum wichtig sei.
Organisiert wurde das Forum von der Stadt Lohne in Zusammenarbeit mit dem Runden Tisch für Integration und Völkerverständigung. Die Veranstaltung richtete sich an interessierte Bürger und Mitglieder des Lohner Integrationspaktes (LIB) – für Dr. Henrike Voet ein in der Region einzigartiges Netzwerk. Kerstin Sommer hatte in der Diskussion auf die Arbeit des Runden Tisches verwiesen, der mit Projekten wie Hauspaten, dem Café der Nationen und dem Internationalen Frauentreff Menschen mit Migrationshintergrund die Hand reiche und sie unterstütze.
Im Bild:
Kommen ins Gespräch: Christine Grimme (Grimme Landmaschinenfabrik), Ulrich Pelster (Schwester Euthymia-Stiftung), Kerstin Sommer (Runder Tisch für Integration und Völkerverständigung), Hatice Akyün, Florian Wegmann (Schomaker Reisen) und Bürgermeisterin Dr. Henrike Voet diskutierten zum Thema Arbeitsmarktintegration.
Foto: Heinzel